TouriSpo Magazin

Hamburg – Jetzt auch laut UNESCO eine Kulturmetropole

In meinem Beruf habe ich das seltene Glück, meine beiden größten Leidenschaften zu vereinen: das Reisen und das Schreiben. Für eine Woche reinen Strandurlaub konnte man mich schon als Kind nicht begeistern. Damals begnügte ich mich damit, meine Eltern auf der Autofahrt Richtung Süden mit italienischen Vokabeln und Fakten aus dem Reiseführer zu behelligen. Während meines Studiums der... Mehr erfahren
erstellt am 15 Jul 2015
Das weltweit einzige Speicherensemble von oben.
© www.mediaserver.hamburg.de / Andreas Vallbracht Das weltweit einzige Speicherensemble von oben.

Vor gut einer Woche (5.7.2015) fiel die Entscheidung in Bonn: Deutschland hat ein neues UNESCO Weltkulturerbe. Die Speicherstadt und das Kontorhausviertel in Hamburg sind nun Teil der Liste, die landesweit insgesamt 40 Welterbestätten beinhaltet.

Sie setzte sich neben zwei weiteren deutschen Sehenswürdigkeiten durch. Das ebenfalls nominierte, grenzübergreifende Wikingererbe in Schleswig Holstein sowie der Naumburger Dom konnten sich gegen die Konkurrenz aus Hamburg jedoch nicht durchsetzen.

„Die Handelsstadt symbolisiert in einzigartiger Weise die Folgen des internationalen Handelswachstums im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert“

So begründete das Komitee seine Entscheidung für den Lagerhauskomplex, der sich zwischen der Altstadt und dem alten Hafenareal (seit 2008 Hafencity) befindet. Als weltweit größtes zusammenhängendes und einheitliches Speicherensemble stehen die Speicherstadt und das benachbarte Kontorenhausviertel bereits unter Denkmalschutz. Die nahezu unversehrten alten, aschroten Backsteinburgen stehen dabei in keinem Kontrast zur modernen Hafencity sondern fügen sich gut in den Gesamtkomplex ein.

Die Speicherstadt als modernstes Logistikzentrum der Welt

Moderne Lichtinstallationen sorgen für ein einzigartiges Flair bei Nacht.
© www.mediaserver.hamburg.de / Christian Spahrbier Moderne Lichtinstallationen sorgen für ein einzigartiges Flair bei Nacht.

Als 1881 beschlossen wurde einen Freihafenbezirk einzurichten, war der erste Schritt der Speicherstadt getan. Dieser blieb als einziges zollfrei, da sich der Rest der Stadt dem Zollgebiet des Deutschen Reiches angeschlossen hatte. Auf einer Inselgruppe in der Elbe entstand auf Eichenpfählen und binnen weniger Jahre der damals größte Lagerhauskomplex der Welt. 1888 eröffnete Kaiser Wilhelm II feierlich den ersten Teil im Freihandelsgebiet. In insgesamt drei Bauabschnitten zwischen 1885 und 1927 wurden 15 neogotische Backsteinhäuser errichtet, in denen Güter zollfrei gelagert und veredelt werden konnten. Über Kräne wurde die Ware direkt auf die Schiffe verladen, die über insgesamt sechs Wasserstraßen (Fleeten) an den Lagerhallen anlegen konnten. Der direkte Warenumschlag war damals ein technischer Fortschritt, weshalb Hamburg als modernstes Logistikzentrum der damaligen Zeit galt. Heutzutage sind die Fleeten meist zu schmal für die großen Seeschiffe was einen Warenumschlag zu aufwendig gestalten würde.

Auf dem Weg in die Moderne – das Kontorenhausviertel

Das Chilehaus im Kontorenviertel gilt als Ikone des Expressionismus
© www.mediaserver.hamburg.de / S. Swami Das Chilehaus im Kontorenviertel gilt als Ikone des Expressionismus

Auch das zwischen den 1920er und 1940er erbaute Kontorenhausviertel zählt mit zum Weltkulturerbe. Die Entstehung des europaweit ersten Büroviertels wurde maßgeblich von der benachbarten Speicherstadt begünstigt. Die zwei Quartiere ergänzten sich funktional perfekt und repräsentieren heute wie damals eine moderne, dienstleistungsorientierte Stadt. Zahlreiche Büros des Hafens und der  Schifffahrtsunternehmen sind hier angesiedelt.

Als bekanntestes Gebäude gilt wohl das Chile-Haus. Die von Fritz Höger geschaffene Ikone des Expressionismus erinnert in seiner Form an einen Schiffsbug und wurde im Antrag auf den Welterbestatus sogar eigens erwähnt. Auch Gebäude wie der Sprinkenhof, der Meßberghof oder der Mohlenhof stehen mit ihrer expressionistischen Architektur für den Übergang der Stadt in eine moderne Dienstleistungsmetropole.  

„In Speichern, groß und voller Kraft, wälzt sich der Handel Tag und Nacht“

Das Zollmuseum in der Hamburger Speicherstadt ist das einzige deutschlandweit.
© www.mediaserver.hamburg.de / Christian Spahrbier Das Zollmuseum in der Hamburger Speicherstadt ist das einzige deutschlandweit.

So besangen die zahlreichen Arbeiter damals ihren Alltag in der Speicherstadt. Im Speicherstadtmuseum kannst du mehr über die mühselige Arbeit erfahren. Denn neben den rund 350 Firmen, befinden sich in den alten Backsteinburgen heute auch eine Handvoll interessanter Museen. Ob das Hot Spice Gewürzmuseum, Deutschlands einziges Zollmuseum oder das 2008 eröffnete internationale maritime Museum – sehenswert sind sie alle. Wo Anfang des 20. Jahrhunderts noch Schwerstarbeit geleistet wurde, tummeln sich heute zahlreiche Touristen und bestaunen all das, was damals über die Weltmeere nach Hamburg gebracht wurde.

 

Auch nach Museumsschluss ist die Speicherstadt einen Besuch wert. Die Architektur des Backsteinensembles ist weltweit einzigartig und sorgt im Rahmen eines Lichtkonzepts des Künstlers Michael Batz nach Sonnenuntergang für eine unvergleichbare Atmosphäre. Bei einem Spaziergang entlang der Wasserstraße „Kehrwiederfleet“ wirst du an die damalige Situation im Hafengebiet zurückerinnert. Denn an genau dieser Stelle verabschiedeten die Hamburger Frauen ihre Männer, während sie „Kehr wieder heim“ riefen. Die Seefahrer verließen über den westlichsten Punkt des Hafens nicht selten für Monate die Stadt.

Kulturangebot für Groß und Klein

Die Hamburger Landungsbrücken im Miniaturwunderland.
© www.mediaserver.hamburg.de / Miniaturwunderland Hamburg Die Hamburger Landungsbrücken im Miniaturwunderland.

Die Speicherstadt beherbergt heute auch ein eigenes Theater. Im Sommer solltest du dir die Gelegenheit nicht entgehen lassen vor der Kulisse der beleuchteten Speicherfront am Brooksfleet das Stück „Der Hamburger Jedermann“ anzusehen. Auch bei den kleinen Besuchern kommt keine Langweile auf. Im Miniatur Wunderland versetzt die weltweit größte Modelleisenbahn Vater wie Sohn ins Staunen. Auch das Dungeon erfreut sich immer mehr Beliebtheit. Im Gruselkabinett werden dunkle Ereignisse der Stadtgeschichte in spektakulären Shows und auf Geisterbahnfahrten nachgestellt.

 

Sowohl die Speicherstadt als auch das Kontorenhausviertel sind trotz den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg intakt und nahezu unverändert. So stehen sie heute wie damals für Kultur und Weltoffenheit – Grund genug warum Hamburg den Titel verdient hat!

 

Text: Eva-Maria Lill

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